'Wenn alle Klugen gehen, was passiert dann?' – 'Wir halten die Stellung.' Es gibt in diesem ergreifenden und durchgehend schwulstfreien Film eine Reihe von Sätzen, die ins Zentrum seines Themas führen. Ist nämlich nicht nur eine Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft in einer grauenhaften Zeit. Es ist auch eine Geschichte darüber, wie Menschen sich unter dem Druck der äußeren Verhältnisse verändern und zu Opportunisten werden.
Vor allem aber geht es um einen grundlegenden Irrtum und dessen moralische Konsequenzen: Wie sich ein Intellektueller über den Nationalsozialismus täuscht und darüber, wie ernst er ihn nehmen muss. Dass die neuen Machthaber tatsächlich Ernst machen, bis in die letzte Konsequenz. Und dass sie auch vor der Kunst nicht Halt machen. Und dann schreibe ich den Roman, den die, die weggegangen sind, nicht schreiben können.' Künstler wie Erich Kästner, Jahrgang 1899, standen damals zwischen der Entscheidung, sich in das viel diskutierte innere Exil zu begeben, das gleichzeitig Zugeständnisse an die Machthaber verlangte, und dem radikalen Schritt, zu emigrieren.
KÄSTNER UND DER KLEINE DIENSTAG 'Kästner und der kleine Dienstag' erzählt eine wahre Geschichte. Als 1931 'Emil und die Detektive' verfilmt wird und seinen. Kästner und der kleine Dienstag ein Film von Wolfgang Murnberger mit Florian David Fitz, Hans Löw. Inhaltsangabe: 1929: Erich Kästner (Florian David Fitz) hat.
Dorothee Schön (Drehbuch) und Wolfgang Murnberger (Regie) gelingt es in Kästner und der kleine Dienstag ziemlich schnell, die libertäre Berliner Künstlerszene der zwanziger Jahre, in der sich der Schriftsteller als Mischung aus Überflieger und Frauenheld bewegt, mit dem zunehmend aggressiven politischen Klima der erstarkenden nationalsozialistischen Bewegung zu konterkarieren. Und sie haben das Glück, in Florian David Fitz einen Hauptdarsteller gefunden zu haben, der in der Lage ist, die Ambivalenz zwischen sympathisch-schludrigem Hedonismus und intellektueller Redlichkeit zu verkörpern. Kästner und der kleine Dienstag basiert auf einer wahren Geschichte.
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Der Schriftsteller hatte vor allem in seiner frühen Schaffenszeit darunter gelitten, als Kinder- und Jugendbuchautor, und nicht als Verfasser von Büchern für Erwachsene wahrgenommen zu werden. Doch über seinen ersten großen Verkaufserfolg, den Roman Emil und die Detektive, erschienen 1929, kommt Kästner auch an seinen größten Bewunderer: Eines Tages steht der siebenjährige Hans Albrecht Löhr (in seiner unschuldigen kindlichen Klugheit erstaunlich gespielt von Nico Ramon Kleemann) vor seiner Tür und bittet um ein Autogramm. Die beiden werden, auch dank der Beharrlichkeit und Beständigkeit des Jungen, Freunde. Soweit eine Freundschaft eben möglich ist in dieser ungleichen Konstellation. Hans erkennt mehr in Kästner als den Verfasser eines Kinderbuchbestsellers.
Und bringt den Schriftsteller schließlich dazu, ihm eines seiner Gedichte zur Veröffentlichung in der Schülerzeitung zu überlassen. Die andere Möglichkeit entwirft, satirisch überspitzt, ein Deutschland, das den Krieg gewonnen hat (den man erst später den Ersten Weltkrieg nennen sollte), einen selbst besoffenen Militärstaat – genau jenen Staat also, der einige Jahre später Realität werden sollte. 'Wenn wir den Krieg gewonnen hätten – zum Glück gewannen wir ihn nicht!' , lauten die letzten Zeilen des Gedichts. Als Hans sie auf dem Schulhof stolz seinen Freunden vorliest, haut ein zufällig vorbeigehender Lehrer sie ihm um die Ohren und zerreißt den 'ekelhaften, pazifistischen Dreck'.
Emil und die Detektive wird im Jahr 1931 tatsächlich verfilmt, das Drehbuch, erfährt man ganz nebenbei, habe ein gewisser Billy Wilder (deutsch ausgesprochen!) verfasst. Hans Löhr erhält eine Rolle im Film – die des kleinen Dienstags. Es gibt gute Gründe für Skepsis gegenüber derartigen Biopics, die noch dazu in die historische Zeit des Nationalsozialismus eingebettet sind. Kästner und der kleine Dienstag ist aber nicht zuletzt deshalb ein so sehenswerter Film, weil er nicht nur wacker seinen Plot heruntererzählt, sondern darüber hinaus geschickt mit Leitmotiven arbeitet. Das stärkste davon ist das Verschwinden. Zunächst sind es die Sicherheiten, die verschwinden, dann die Überzeugungen, schließlich die Menschen. Hans Löhrs Freund Wolfi Stern (Juls Serger) zum Beispiel, ein evangelisch getaufter Halbjude, in dessen durchaus national gesinnter Familie erst langsam die Erkenntnis einsickert, dass die neuen Machthaber sie nicht als Deutsche anerkennen.
Kästner selbst muss zusehen, wie sein Werk vernichtet wird, wie die Nazis seine Bücher verbrennen. Zum Schutz des mittlerweile jugendlichen Hans (Hans Jascha Baum) beendet der verfemte Schriftsteller die Freundschaft. Hans will das nicht akzeptieren und argumentiert mit Kästners eigenen Worten: 'An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.' Denn Kästner war kein Widerstandskämpfer, sondern schrieb im Dritten Reich unter Pseudonym diverse Drehbücher, die von der Unterhaltungsindustrie des Dritten Reichs verwertet wurden. Unter anderem das zu dem 1942 erschienenen Münchhausen-Film mit Hans Albers in der Hauptrolle.
'An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.' Diesen Satz sollte man sich heutzutage wieder mehr zu Herzen nehmen. Erich Kästner war ein großartiger Schriftsteller, dessen Bücher in jedes Kinderzimmer gehören. Das doppelte Lottchen, Pünktchen und Anton, Emil und die Detektive oder das Gedicht vom Renommisten sind Klassiker, an denen die Kinder heute noch genauso viel Freude haben wie in den vergangenen Dekaden. Ich bin gespannt auf den Film heute Abend. Danke für die Ankündigung.
Kästner ist der Mann ' mit der kleinen Versfabrik'. Und er ist kein schlechter Dichter. Reich-Ranicki hat in seine Auswahl ' die besten deutschen Gedichte' ebensoviele von Kästner wie von Rilke hineingenommen. Unabhängig von seiner damaligen Reichweite ( seine romantischen Verklärungen von menschlichen Zügen einer geteilten geteilten Gesellschaft und seine Kinderbücher waren sicherlich erfolgreicher und bekannter ) sind seine Gedichte weniger pazifistisch als antimilitaristisch, sind gegen die Teilung der Gesellschaft, gegen Banken und hirnlose Regierungen, Radikalität, Gleichschaltung gerichtet. Es lohnt sich einfach, sie zu lesen. Sie sind aktueller als eine Menge kritischen aktuellen Geschreibsels, weil die Gedichte auch zutiefst humanistisch, liberal und menschennah sind.
Er hat wie andere in diesem Regime in diesem Deutschland überlebt- anders als andere wie Joachim Ringelnatz, der sich m.W. Umbrachte oder wie die, die emigriert sind wie Zuckmayer. Deutschland hat viele seiner großen Köpfe verloren - Kulturschaffende und Wissenschaftler. Wie Kästner sind die oft entsetzt gewesen über die Durchsetzung der Eliten des Nachkriegsdeutschland mit Altnazis, der Nachkriegspolitik und der Wiederbewaffnung und der politischen Aggressionen gegen die Personen und Parteien, die an der Spitze des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten gestanden haben und oder von ihnen verfolgt wurden. Was würde er wohl heute sagen, könnte er hören und sehen, dass sie immer noch nicht weg sind, diese Rechtsnationalen, Rechtsextremen, Rechtsradikalen? Was würde er zur AfD sagen?
'Wenn wir den Krieg gewonnen hätten, dann wären wir ein stolzer Staat. Und preßten noch in unsern Betten die Hände an die Hosennaht.'
'Die Frauen müßten Kinder werfen, Ein Kind im Jahre. Der Staat braucht Kinder als Konserven. Und Blut scheckt ihm wie Himbeersaft.' 'Dann läge die Vernunft in Ketten. Und stünde stündlich vor Gericht. Und Kriege gäb’s wie Operetten. Wenn wir den Krieg gewonnen hätten – zum Glück gewannen wir ihn nicht!'
Kästner und der kleine Dienstag (2017) Regie: Wolfgang Murnberger Darsteller: Florian David Fitz, Nico Kleemann & Jascha Baum, Hans Löw, Inga Busch, Katharina Lorenz, Martin Brambach, Catrin Striebeck Kamera: Peter von Haller Produktion: Roswitha Ester & Torsten Reglin (Ester.Reglin.Film) & Eva Holtmann & Danny Krausz (Dor-Film), Redaktion: Götz Schmedes (WDR), Claudia Grässel (Degeto), Sabine Weber (ORF) Nach einer wahren Geschichte Die Geschichte beginnt 1929 in Berlin. Gerade hat Erich Kästner sein erstes Kinderbuch 'Emil und die Detektive' auf den Markt gebracht, das sich in kürzester Zeit zum Bestseller bei seiner jungen Leserschaft entwickelt.
Unter seinen Anhängern ist auch der achtjährige Hans-Albrecht Löhr, der Kästner einen glühenden Fanbrief schreibt und den persönlichen Kontakt zu ihm sucht. Kästner ist angetan von der Begeisterung des Jungen und für Hans geht ein Traum in Erfüllung, als 1931 'Emil und die Detektive' verfilmt werden soll und er für die Rolle des 'kleinen Dienstag' besetzt wird. Über die Jahre entwickelt sich eine Freundschaft zwischen dem Schriftsteller und Hans, die durch die Machtergreifung der Nazis auf eine harte Probe gestellt wird. Kästners Bücher werden verboten und öffentlich verbrannt, das Idol wird zur Gefahr für den Jungen und schließlich wird aus Hans ein 'Primaner in Uniform'. ©A.Cikopano-Ester.Reglin.Film-Dor-Film Teilnahme am 34.
Filmfest München 2016 (Premiere), 10. Fünf Seen Filmfestival, 7. Portland German Film Festival, Filmfestival Cologne Nominierung für den Fritz-Gerlich-Filmpreis 'Drei Tage vor Weihnachten macht uns die ARD ein unerwartetes Geschenk: einen anrührenden, keineswegs rühseligen Film in Namen erhabener Kindlichkeit.
[.] Die Rafinesse des Drehbuchs zeigt sich darin, Kästners Sprache und Gedanken so spielerisch mit der Handlung rund um Kästners eigenes Leben verschränkt zu haben. Jedes Detail ist stimmig.' (Frankfurter Allgemeine) 'Kästners Geschichte ist oft erzählt, beschrieben, gefilmt worden. Dieser Fernsehfilm aber erzählt sie besonders schön und einfach, kindgerecht und erwachsen und moralisch angemessen schwankend.' (Spiegel online) 'Traurig und wahr - ein schöner, weil doppelbödiger Weihnachtsfilm.' (Süddeutsche) 'Es gibt gute Gründe für Skepsis gegenüber derartigen Biopics, die noch dazu in die historische Zeit des Nationalsozialismus eingebettet sind. Kästner und der kleine Dienstag ist aber nicht zuletzt deshalb ein so sehenswerter Film, weil er nicht nur wacker seinen Plot heruntererzählt, sondern darüber hinaus geschickt mit Leitmotiven arbeitet.
Das stärkste davon ist das Verschwinden. Zunächst sind es die Sicherheiten, die verschwinden, dann die Überzeugungen, schließlich die Menschen.' (Die Zeit) 'Es ist schon erstaunlich, mit welcher Raffinesse das Buch (Dorothee Schön) im zweiten Teil des Filmes aus der Freundschaftsgeschichte eine dräuende Parabel über Integrität, Ideal und Wirklichkeit, mithin die moralische Verantwortung des Dichters macht.
[.] Ein bewegender Film, [.] der es sich mit Antworten auf die Frage, wie man es selber in so einem Regime mit der Moral halten würde, nicht einfach macht.' (Tagesspiegel) 'Schön und Murnberger ist ein Kunststück gelungen, das gleichermaßen Kunstwerk ist. [.] Buch und Regie treffen auf erstaunliche Weise den typisch Kästner'schen Humor: nicht zynisch, aber von beißendem Spott und gleichzeitig von großer Humanität geprägt. Trotzdem wird der Dichter nicht verklärt. [.] Die politische Dimension hat Schön vor allem über gute Dialoge integriert; Kästners Antworten auf die Fragen des Jungen könnten auch auf die heutige Zeit gemünzt sein.' (Blickpunkt Film) 'Nah an den historischen Fakten verdichtet das stimmungsvoll ausgestattete historische (Fernseh-)Drama die vielschichtige Beziehung zwischen Kästner und Hans-Albrecht Löhr zu einer ansprechenden Fabel um Freundschaft, Aufrichtigkeit und Loyalität in politisch heiklen Zeiten. Dabei wird Kästner {.] mit manchen Brüchen, Ängsten und menschlichen Schwächen gezeigt, die bei alldem nie seine Integrität, Klarsicht und literarische Scharfsinnigkeit einbüßt.'
(Film-Dienst) 'Ein gelungenes Portrait, das sowohl die humoristischen als auch die zeitkritischen Charakterzüge Kästners zeigt. Mal komisch, mal tieftraurig wird hier einmal mehr die Bitterkeit des Krieges vor Augen geführt.' (TV Movie) 'Regisseur Wolfgang Murnberger setzte das akribisch recherchierte Drehbuch von Dorothee Schön in tollen Kulissen und mit einem prima Ensemble um. - Berührende Geschichte aus ruhelosen Zeiten. (TV Today) 'Kurzweilige Hommage - trifft ins Herz.' (TV Spielfilm) 'Ein Skript mit feinen Referenzen und kecken Anspielungen auf Kästners Werk, auch abseits seiner bekannteren Arbeiten, gespickt, ohne je überfrachtet oder erzwungen zu wirken.
[.] Wie Schön diese ungewöhnliche Freundschaft ohne unnötige Dramatisierung nachzeichnet, hat viel Charme und Herz.'